Aggregation
Die Zusammenfügung einzelner Teile zu einem Gesamtprodukt. Beispielsweise stellt es ein Problem dar, wie man bei einer kollektiven Entscheidung die unterschiedlichen Wünsche der Betroffenen auf gerechte Weise berücksichtigt.
Autonomie
wörtlich: Selbstgesetzgebung; oft auch allgemeiner im Sinne von Selbstbestimmung gebraucht. Eine Person ist in diesem Sinne autonom, wenn sie ihre persönlichen Lebensentscheidungen auf der Grundlage eigener, reiflicher und gut informierter Überlegungen fällt. Bei Kant dagegen bezeichnet Autonomie das Handeln nach allgemeinen Gesetzen, die man sich selbst gegeben hat.
Deliberation
Beratschlagung über eine gemeinsame Entscheidung. Dabei versuchen die Teilnehmer, die verschiedenen Gründe für und gegen verschiedene Optionen gemeinsam abzuwägen.
Diskurs
Eine argumentative Auseinandersetzung über die grundlegenden Regeln, die das Zusammenleben der Betroffenen bestimmen sollen. Man kann sich einen „idealen“ Diskurs vorstellen, in dem jedermann sich darum bemüht, die Beiträge aller anderen Teilnehmer zu würdigen und sich vom besten Argument überzeugen zu lassen.
Ethik
Dieser Begriff wird in zwei verschiedenen Bedeutungen verwendet:
- Theorie der Moral. Unter „Moral“ versteht man hier Normen, die Menschen voneinander einfordern, wobei sie empört sind, wenn jemand sie missachtet (z.B. das Gebot, gegebene Versprechen zu halten). „Ethik“ ist dann also das systematische Nachdenken über solche Normen, z.B. anhand folgender Fragen: Kann man moralische Normen begründen? Wenn ja, wie und welche?
- Vorstellungen des guten Lebens. Darunter sind Ideen zu verstehen, an denen eine Person ihr eigenes Leben orientiert und die sie für erstrebenswert erachtet. „Ethik“ wird in dieser Bedeutung der „Moral“ entgegengesetzt. Oft wird behauptet, dass ethische Vorstellungen in diesem Sinn nur für den jeweils Einzelnen verbindlich sein können, während unter „Moral“ allgemein verbindliche Normen zu verstehen sind.
Freiheit
Ein umstrittener Begriff mit vielen verschiedenen Deutungen. Wichtige Unterscheidungen sind die folgenden:
Willensfreiheit: Diese bezieht sich darauf, ob der Wille eines Handelnden selbst frei ist. Sie hängt insbesondere von den inneren Bedingungen des Handelnden ab, unter denen sein Wille entstanden ist. Jemand ist unfrei in diesem Sinn, wenn sein Wille z.B. durch starke Zwänge bestimmt wird.
Handlungsfreiheit: die Freiheit, eine Handlung zu tun, wenn man sie tun will. Hierbei spielen nur die äußeren Bedingungen des Handelnden eine Rolle, nicht die Frage, wie sein Wille entstanden ist.
Die Handlungsfreiheit wird oft noch in zwei Aspekte unterteilt:
Negative Freiheit: Jemand ist frei, eine Handlung zu tun, wenn er von anderen nicht daran gehindert wird.
Positive Freiheit: Jemand ist frei, eine Handlung zu tun, wenn andere ihn aktiv dabei unterstützen, indem sie sicherstellen, dass er die dafür notwendigen Mittel erhält. In einer anderen Bedeutung halten manche Autoren eine Person für positiv frei, wenn sie die Gesetze, denen sie unterworfen ist, aktiv mitbestimmen kann, also etwa in einer Demokratie.
Idealismus
Die Vorstellung, dass die grundlegende Substanz der Welt nicht Materie, sondern etwas Geistiges (und für manche Idealisten: Vernünftiges) ist. Nach Hegels Idealismus lassen sich wesentliche Strukturen der Wirklichkeit (z.B. das Recht, die Weltgeschichte, Kunst und Religion) als die schrittweise Entfaltung eines Vernunftprinzips auffassen.
Individualismus
Die meisten modernen ethischen und politischen Theorien sind in folgendem Sinne individualistisch: Einen unabhängigen, nicht abgeleiteten Wert besitzen ihnen zufolge bloß Individuen, nicht dagegen Kollektive (z.B. das Volk als Ganzes) oder unpersönliche Gegenstände (z.B. eine „kosmische Ordnung“). Auf dieser Grundlage befürworten sie zumeist, dass jedes Individuum einen gewissen Raum für seine Selbstentfaltung erhalten sollte. Der Begriff meint dagegen nicht eine unbegrenzte, egoistische oder rücksichtslose Selbstentfaltung des Einzelnen.
Intuition
Eine Idee ist intuitiv, wenn wir sie erfassen, ohne dass wir dafür eine Begründung angeben können.
kategorisch
Eine Forderung ist kategorisch, wenn sie ohne Vorbedingungen gilt, insbesondere unabhängig von unserem Willen. Moralische Forderungen werden oft als kategorisch angesehen, weil sie Personen zu einer bestimmten Handlung verpflichten, unabhängig davon, ob diese Personen von der Handlung profitieren oder ob die Handlung ihren eigenen Willen befördert.
konstitutiv
Etwas ist konstitutiv für eine Sache, wenn es ein wesentlicher Bestandteil davon ist. Ohne einen solchen Bestandteil kann es die Sache also nicht geben.
Legitimität
Politische Herrschaft beansprucht Legitimität: Dies bedeutet, dass Bürgerinnen und Bürger einen Grund haben, die Herrschaft aus eigener Überzeugung anzuerkennen und die Gesetze und politischen Entscheidungen zu befolgen.
Liberalismus
Eine Auffassung, nach der Staaten vorrangig die individuelle Handlungsfreiheit aller Menschen achten sollten. In der politischen Philosophie geht es dabei in der Regel um die Freiheit zur Selbstentfaltung und zur politischen Betätigung, nicht aber um ein möglichst unreguliertes Wirtschaftsleben (dies fordert dagegen der Wirtschaftsliberalismus).
Metaphysik
Dieses Wort wird in unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht:
- Lehre von den grundlegenden Strukturen der Welt. Zu solchen Strukturen, die in der Metaphysik genauer diskutiert werden, gehören z.B. Raum und Zeit, Ursache und Wirkung, Zufall und Notwendigkeit.
- Lehre von Tatsachen, die nicht zur sinnlich erfassbaren Welt gehören, aber dennoch als wirklich existierend vorgestellt werden. Dazu können (je nach Auffassung) z.B. religiöse oder moralische Wahrheiten gehören.
modus vivendi
Eine Übereinkunft (z.B. über eine Verfassung), die die Beteiligten nur deshalb eingehen, weil dies unter den gegenwärtigen Umständen jeweils ihren eigenen Interessen dient. Sie lassen sich also nicht davon leiten, was im Interesse der anderen oder gerecht ist.
Motiv / Motivation
Der innere Antrieb, aus dem heraus jemand handelt. Die gleiche Handlung kann aus unterschiedlichen Motiven geschehen, z.B. aus Habgier, aus Angst vor Bestrafung, aus Lust an der Handlung selbst oder aus dem Willen, das moralisch Richtige zu tun.
Norm / Normativität
Normen drücken aus, wie Menschen handeln sollen, nicht dagegen, wie sie tatsächlich handeln.
Partizipation
Beteiligung von Bürger/innen an politischen Entscheidungen, z.B. durch Volksabstimmung.
Partikularität
Besondere Eigenheiten, die eine einzelne Person oder eine Gruppe von anderen unterscheiden.
Perfektionismus
Eine Auffassung, nach der der Staat seine Legitimität aus einer bestimmten Vorstellung des guten Lebens herleitet und diese Vorstellung gegenüber anderen bevorzugen darf. Beispielsweise ist es perfektionistisch, wenn Grundfreiheiten damit begründet werden, dass Menschen nur dann ein gelungenes Leben führen, wenn sie sich von Traditionen lösen und möglichst viele selbstständige Entscheidungen fällen.
Präferenz
Ein Wunsch einer Person, dass andere sich auf eine bestimmte Weise verhalten oder sie bestimmte Güter erhält. Eine Person kann unterschiedliche Präferenzen haben, die nicht alle zugleich realisiert werden können. Präferenzen können zudem stärker oder schwächer sein.
Prozeduralismus
Die Auffassung, dass Normen (z.B. Gesetze) deshalb legitim sind, weil sie durch ein Verfahren entstanden sind, das bestimmte Anforderungen erfüllt (z.B. gleiche Beteiligung aller).
Rationalität (praktische)
Praktische Rationalität befasst sich damit, welches Handeln (Praxis) von Personen rational ist. Zu unterscheiden sind dabei:
– instrumentelle Rationalität: Die Handlung ist ein Mittel, um ein gegebenes Ziel zu erreichen. Beispiel: Wenn ich den Studienabschluss erreichen will, ist es rational, für die Prüfungen zu lernen.
– Rationalität des guten Lebens: Ich richte mein Leben an Zielen aus, die ich mir reiflich überlegt und gegen andere Ziele abgewogen habe.
– Rationalität der Moral: Ich halte mich an moralische Regeln, die ich als richtig erkannt habe.
das Rechte (the right)
Handlungen, die moralisch geboten sind
Republikanismus
Ein Ideal staatlicher Organisation, das sich in manchen Aspekten an den antiken und frühneuzeitlichen Republiken orientiert. Von zentraler Bedeutung sind dabei die Ideen der Volkssouveränität (die Bürger haben die politische Macht; sie beteiligen sich gleichberechtigt und direkt an den gemeinsamen Entscheidungen) und des Gemeinwohls (die Bürger sollen ihre privaten Interessen zurückstellen und danach entscheiden, was für alle gut ist).
Souverän
Der Souverän ist die höchste Gewalt in einem Staat. Sie ist die Quelle aller Gesetze und politischen Entscheidungen und hängt formal von keiner anderen Gewalt ab. Während in einer absoluten Monarchie dem Monarchen Souveränität zukommt, herrscht in modernen Demokratien das Prinzip der Volkssouveränität.
teleologische Lehren (in der Moral)
Dieser Begriff bezeichnet alle Lehren, nach denen die Moral ein bestimmtes Ziel („telos“) verwirklichen soll, das von den Handlungen selbst logisch unabhängig ist. Beispielsweise ist der Utilitarismus eine teleologische Lehre, weil es für ihn darauf ankommt, dass Handlungen einen möglichst hohen Gesamtnutzen hervorbringen.
Utilitarismus
Eine moralische Theorie, nach der diejenigen Handlungen moralisch geboten sind, die insgesamt den größten Nutzen („utility“) für alle Betroffenen hervorbringen. Unter „Nutzen“ versteht man dabei alles, was für den Betreffenden angenehm ist oder seinen Wünschen entspricht, also nicht etwa bloß materiellen oder „ökonomischen“ Nutzen (so wird der Begriff allerdings manchmal missverstanden).
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