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Online internationaler Workshop

„Comenius’ Angelus Pacis im Kontext der Frühmoderne und dessen Beitrag zur heutigen Friedensethik“

10. Dezember 2022.

Comenius

 

Anders als seine Pädagogik ist Johann Amos Comenius’ Angelus Pacis (Opera Omnia, Bd. 12) sehr wenig rezipiert worden. Dies liegt teilweise daran, dass ein Ausdruck dieses Werkes zwar zunächst als Memorandum für die englisch-niederländischen Friedensverhandlungen des Jahres 1667 den Verhandlungspartnern von Comenius persönlich übergeben und im 18. Jhd. mehrfach erwähnt, jedoch erst 1935 wiederentdeckt und veröffentlicht wurde, und dass außerdem andere Bereiche wie die Didaktik die Comenius-Forschung dominieren.

Dieser Workshop will dieses Werk in einer philosophischen Perspektive darstellen, die das Werk sowohl in der Tradition der frühneuzeitlichen Theorien des gerechten Krieges einordnet als auch systematisch analysiert. Denn die Erschließung dieses Werkes kann aus den folgenden Gründen zur heutigen Debatte der Friedensethik einen wichtigen Beitrag leisten.     

Es stehen aber im Mittelpunkt der Geschichte der frühmodernen Friedensethik sowie der heutigen Debatten der Friedensethik zwei Paradigmen bzw. Traditionen, die die Komplexität dieser kurzen Schrift in den Schatten stellen: 1. die naturrechtliche Tradition der Theorien des gerechten Krieges, die die Kriterien für die Beurteilung der Gerechtigkeit bzw. der Ungerechtigkeit der drei Phasen einzelner Kriege liefert (das ius ad bellum, das ius in bello und das ius post bellum) und 2. das von Immanuel Kants Zum ewigen Frieden initiierte Modell eines ewigen Friedens, das die immer wiederkehrenden Kriege endgültig beenden würde und das auch den geschichtsteleologischen Plan der notwendigen Verwirklichung eines solchen Friedens enthält. Auch Comenius’ Friedensschrift strebt einen ewigen Frieden an. Die naturrechtliche Tradition der Theorien des gerechten Krieges und Kants Friedensidee haben aber eine Gemeinsamkeit, die sie von Comenius unterscheidet: Sie sehen den Frieden als eine rechtliche Angelegenheit, zu der die Parteien durch ihre rational verstandenen Interessen allein motiviert werden können. Dagegen kann nach Comenius der ewige Friednach Comenius weder rein rechtlich sein noch auf egoistischen Interessen allein basieren, sondern er kann nur auf der aufrechten Motivation beruhen.

Daher bedarf die Interpretation von Angelus Pacis Kenntnisse zwar unter anderem der christlichen Anthropologie, der Heilgeschichte, der Trinitätslehre und der Angelologie, was allerdings den Zugang für die heutige Friedensethik erschwert.

Angelus Pacis beschränkt sich jedoch nicht auf die genannte These noch darf sich ihre Lektüre auf eine theologisch orientierte Interpretation beschränken, sondern dieses Werk integriert die rechtliche, die rational-motivationale und die teleologisch-geschichtliche Dimensionen des Friedensprozesses auf detaillierte Weise, weshalb es nicht nur aus religiöser Perspektive interessant, sondern auch für eine Auseinandersetzung mit den genannten weiterhin vorherrschenden rechtsphilosophischen bzw. friedensethischen Theorien anschlussfähig ist.

Programm:

9h00-9h10      Grußwort

Teil I: Comenius‘ Angelus Pacis verstehen

9h10-9h50                 Prof. Dr. Andreas Lischewski (Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft): Die Logik des Krieges. Über die anthropologischen und heilsgeschichtlichen Grundlagen der comenianischen Friedensbemühungen.

9h50-10h20               Diskussion

10h20-11h00             Dr. Jiří Beneš (Czech Academy of Sciences): Friedensstrategien von Comenius mit Rückgriff auf die allgemeine christliche Tradition.

11h00-11h30             Diskussion

11h30-11h50             Kaffeepause

11h50-12h30             Dr. Petr Pavlas (Czech Academy of Sciences): Gott und Frieden. Die biblische Sprache des Friedensengels im weiteren Kontext der Heiligen Schrift.

12h30-13h00             Diskussion

13h00-14h00             Mittagspause

Teil II: Von Comenius‘ Angelus Pacis für die Friedensethik lernen

14h00-14h40             Dr. Anna Szyrwińska-Hörig (Universität Vechta): Dulden oder Umkehr – was ist der beste Weg zum Frieden? Johann Amos Comenius und Johannes Crellius im Vergleich.

14h40-15h10             Diskussion

15h10-15h50             Prof. Dr. Jean-Christophe Merle (Universität Vechta): Comenius‘ Friedensethik und die religionsphilosophische und die moralische Dimension der kantischen Friedensethik.

15h50-16h20             Diskussion

16h20-16h40             Kaffeepause

16h40-17h20             PD Dr. Simone Neuber (Universität Tübingen): Vergeben und Vergessen.

17h20-17h50             Diskussion

17h50-18h00             Schlusswort

Koordination: Prof. Dr. Jean-Christophe Merle und Dr. Anna Szyrwińska-Hörig (Universität Vechta)

Freie Teilnahme, Voranmeldung erforderlich:

jean-christophe.merle@uni-vechta.de; anna.szyrwinska@uni-vechta.de