Auf dieser Seite erhalten Sie Informationen zu Veranstaltungen (Workshops, Gastvorträge, etc.), die ab 2013 im Rahmen des Lehrstuhls Philosophie stattgefunden haben.
Am 15.05.2018 fand das „Dritte Forum Philosophicum“
zum Thema „Philosophie des Krieges und des Friedens“ statt:
Disputation von Marcel Warmt:
Konsequentialismus und besondere Pflichten
23.01.2017, Universität Vechta – Konferenzraum E 131
Moralisches Handeln ist neben anderen Intuitionen gemeinhin insbesondere durch zwei Intuitionen geprägt: Zum einen gehört es zum Gemeinsinn, dass sich moralisches Handeln durch die Einnahme eines unparteiischen Standpunktes auszeichnet. Diese Intuition lässt sich beispielsweise auf die Annahme zurückführen, dass die Mitglieder einer moralischen Gemeinschaft mindestens hinsichtlich einer relevanten Eigenschaft gleich sind. Diese Gleichheit, so lässt sich folgern, erfordert es, dass die Interessen der Mitglieder der moralischen Gemeinschaft unparteiisch zu berücksichtigen sind. Demgegenüber sind wir aber gemeinhin auch der Meinung, dass wir besondere Pflichten gegenüber den Unsrigen haben. In vielerlei Hinsichten schulden wir den Unsrigen, wie zum Beispiel unseren Kindern oder unseren Freunden, mehr als anderen. Das Problem mit beiden Intuitionen ist nun, dass sie in zahlreichen Situationen in Konflikt miteinander geraten. Daher wird von einer normativen Theorie erwartet, dass sie zeigt, wie dieser Konflikt aufzulösen ist. Einen Vorschlag zur Auflösung des Konfliktes bieten beispielsweise Theorien an, die sich zum Konsequentialismus zählen lassen. Diese Theorien legen für gewöhnlich das deutlich stärkere Gewicht auf die erste Intuition oder anders ausgedrückt, im Konfliktfall ist das Prinzip der Unparteilichkeit stärker zu gewichten als die besonderen Pflichten. Allerdings lässt sich gegen diese Auflösung des Konfliktes einwenden, dass damit die besonderen Pflichten nicht angemessen berücksichtigt werden und konsequentialistische Theorien somit als unplausibel zurückzuweisen sind. In dieser Arbeit wird untersucht, ob und inwiefern eine plausible Form des Konsequentialismus, der Multi-Ebenen-Konsequentialismus, den Konflikt zwischen den beiden Intuitionen tatsächlich aufzulösen vermag. Im Zuge dessen wird der Einwand, dass konsequentialistische Theorien unplausibel sind, weil sie besondere Pflichten nicht angemessen berücksichtigen, zurückgewiesen.
Workshop „Das Böse überwinden / Overcoming Evil“
20.-21. Juni 2015, Universität Vechta – Konferenzraum E 131
Das Böse ist ein traditionelles Thema der Philosophie, das zwar nicht in Vergessenheit geraten ist, aber gleichwohl heute weitgehend gemieden wird. Inspiration dieses Workshops ist die Vermutung, dass die vornehmliche und allzu oft exklusive Fokussierung auf den Ursprung des Bösen die philosophische Behandlung des Bösen in die Sackgasse führt, zumal dieser Ursprung im Singular verstanden wird. Als böse kann dabei vielerlei bezeichnet werden: physische Übel, Übeltaten, Meinungen, Wünsche, Absichten, systemische Phänomene usw. Diese verschiedenen Arten des Bösen könnten durchaus verschiedene Ursprünge haben. Außerdem haben verschiedene Denker und philosophische Strömungen schon lange die Möglichkeit eines – völligen oder partiellen – Verschwindens des Bösen bzw. dessen Prävention – im Gegensatz zur ständigen Bekämpfung des Bösen und seiner Versuchungen – behauptet und konzipiert: das höchste Gut, Kants Reich der Zwecke, Utopien, Altruismus und Mitleid, allgemeine Freundschaft für die Menschheit, aufklärerischer Fortschritt der Vernunft und Herrschaft über die Natur, Modelle sozialer Koordination gegen das Risiko, die Panikphänomene usw. Jede dieser Diagnosen über den Ursprung des Bösen und jeder dieser Lösungsvorschläge weist entscheidende Schwächen auf. Ein komplexes Modell wäre sowohl für die Erklärung der Entstehung des Bösen als auch für die Prävention des Bösen unter Berücksichtigung der Vielfalt seiner Arten und kulturellen Verständnisse fruchtbarer. Außerdem lassen sich typische Schritte zur Prävention des Bösen – im Gegensatz zu vollumfänglichen Lösungen – konzipieren. Dieser Workshop möchte dazu anregen, diese zu skizzieren.
Referenten: Prof. Dr. Elmar Kos (Vechta), Prof. Dr. Azelarabe Bennani (Fès, Marokko), Prof. Dr. Guo Yi (Seoul, Südkorea), Prof. Dr. Anton Friedrich Koch (Heidelberg), Prof. Dr. Paul Dumouchel (Kyoto, Japan), N.N. (Vechta), Prof. Dr. Jean-Christophe Merle (Vechta), Dr. Simone Neuber (Heidelberg), Prof. Dr. Alberto Pirni (Pisa, Italien)
Den Flyer zur Tagung finden Sie hier.
Vortragsreihe
“Freundschaft zwischen Ideal und Wirklichkeit”
(Museum im Zeughaus)
21.04.2015 um 19.30 Uhr Freundschaft und Liebe bei Platon und im Platonismus.
PD Dr. Michael Schramm, Leipzig:
Freundschaft und Liebe sind für Platon nicht nur Motive zwischenmenschlichen Verhaltens, sondern führen vor allem zur Philosophie und zur Vervollkommnung des Menschen. Der Vortrag verfolgt die platonische Konzeption von Freundschaft und Liebe und seine Deutung in der platonischen Tradition.
28.04.2015 um 19.30 Uhr „Weil er es war, weil ich es war“ Montaigne über Freundschaft.
Prof. Dr. Dominik Perler, Humboldt-Universität Berlin / Princeton University:
Montaigne sieht das, was einen Freund auszeichnet, nicht im tugendhaften Charakter, sondern in der Gesamtheit aller individuellen Eigenschaften des Freundes. Freundschaft entwickelt sich demnach in nicht-rationalen und nicht-moralischen Prozessen, die wir uns häufig selber nicht erklären können.
05.05.2015 um 19.30 Uhr Was ist eigentlich die vielfältige Emotion der Freundschaft?
Prof. Dr. Jean-Christophe Merle, Vechta
Freundschaft ist traditionell der Gegenstand von Normen und Idealen, was die Vielfalt der Freundschaftsarten beschränkt. Freundschaft ist aber auch eine erlebte Beziehung, die sich durch mehrere Elemente, unter Berücksichtigung ihrer Vielfalt und Abgrenzung von anderen Emotionen definieren lässt.
12.05.2015 um 19.30 Uhr: Sind Freundschaften unmoralisch?
Marcel Warmt – Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Vechta:
Die Moral gebietet uns, unparteiisch den besten Zustand herbeizuführen. Die Freundschaft gebietet uns, parteiisch zu unseren Freunden zu stehen, auch wenn wir damit nicht den besten Zustand herbeiführen. In diesem Sinne stellt sich die Frage: Sind Freundschaften unmoralisch?
Den Flyer zur Vortragsreihe finden Sie hier.
Workshop „Kants Rechtslehre / Kant’s Doctrine of Right“
10.-11. Juli 2014, Universität Vechta
Seit John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit (1971), die das grundlegende Werk für die heutigen Debatten in der normativen politischen Philosophie darstellt, berufen sich gern zahlreiche Autoren auf die von Rawls thematisierte „Kantische Methode“. Gemeint ist eine konstruktivistische Methode, in der die Würde der Person im Mittelpunkt steht und welche die Grundsätze der Moral und der Gerechtigkeit in einem universellen und formalen Verfahren definiert, das von individuellen – sowie von kollektiven – Zwecken und Präferenzen abstrahiert. Diese Methode wird in vielen Fragen der angewandten Ethik – auch bei Fragen der politischen Philosophie – auf eine Weise verwendet, die sich auf Kants Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785) und deren kategorischen Imperativ beruft.
Kant selber behandelt nicht die Fragen der politischen Ethik auf der Basis der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785) bzw. des kategorischen Imperativs, sondern auf der Grundlage seiner Rechtsphilosophie, welche zunächst in mehreren seiner Schriften angesprochen, sodann ihre am meisten vollendete Form in seiner Rechtslehre (1797) findet. Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit selber und die heutige Diskussion stehen viel näher an Kants Rechtsbegriff als an Kants kategorischem Imperativ, u.a. weil sie sich nicht auf die Vernunft als Zweck an sich beziehen.
Dennoch haben Kant-Interpreten es vernachlässigt, Kants Rechtslehre in dieser Perspektive zu untersuchen. Darum wird sich der geplante Workshop damit befassen, und dementsprechend wurden die GastreferentInnen ausgewählt. Sie werden u.a. versuchen, herauszufinden, inwieweit Kants Rechtsbegriff – die gegenseitige Begrenzung der äußeren Freiheiten unter einem allgemeinen Gesetz – vom kategorischen Imperativ, d.h. von der Moralität abhängt. Diesbezüglich dominieren zwei Interpretationen. Die eine Interpretation sieht zwar im Kantischen Rechtsbegriff eine Forderung der Moral – wer moralisch handelt, der muss die Errichtung einer Rechtsordnung nach diesem Begriff wollen –, verneint aber den Umkehrschluss: Wer eine Rechtsordnung im Kantischen Sinne fordert, der muss nicht unbedingt dem kategorischen Imperativ folgen wollen. Die andere Interpretation behauptet die doppelte Implikation. Bei dieser Frage steht nicht nur das richtige Verständnis des Kantischen Werks auf dem Spiel, sondern die Grundlage zweier grundverschiedenen und einflussreichen Auffassungen des Rechtsstaats, der Freiheit und der Menschenwürde im Rechtsstaat. Die These der einfachen Implikation geht z.B. in der Richtung des liberalen Staats, der sich bei John Stuart Mills On Liberty (1859) auf das Verbot dessen beschränkt, was anderen Menschen Schaden zufügt (no harm principle). Dieser liberalen Auffassung des Rechtsstaats setzt sich ein Rechtspaternalismus bzw. ein Rechtsmoralismus entgegen, der sich auf eine anspruchsvollere Auffassung der Menschenwürde beruft.
Diese unterschiedliche Interpretation der Beziehung zwischen Recht und Moral ist einer der Faktoren, die die kontroverse Interpretation der einzelnen Teile von Kants Rechtslehre bestimmen. Der Workshop wird den bestehenden oder potentiellen Beitrag dieser einzelnen Teile zu zentralen Fragen der heutigen Rechts- und Staatsphilosophie erörtern: Eigentumstheorie einschl. geistigen Eigentums, Verteilungsgerechtigkeit, Rechtfertigung der Strafe, ziviler Ungehorsam, globale Gerechtigkeit, Friedenstheorie usw.
Referenten: Prof. Dr. Dr. Dietmar von der Pfordten (Universität Göttingen), Prof. Dr. Alessandro Pinzani (UFSC, Florianopolis), Prof. Dr. Simon Hope (University of Stirling), Prof. Dr. Jean-Christophe Merle (Universität Vechta), Prof. Dr. David James (University of Warwick), Prof. Dr. Kenneth Westphal (University of East Anglia / Universität Halle), Prof. Dr. Peter Nitschke (Universität Vechta), Prof. Dr. Carola Freiin von Villiez (University of Bergen), Prof. Dr. Günter Zöller (Universität München), Prof. Dr. Alexandre Travessoni Gomes Trivisonno (UFMG / PUC Minas, Belo Horizonte)
Den Flyer zum Workshop finden Sie hier.
Gastvortrag mit anschließender Diskussion
Thema: „Kein Mitleid mit Anna Karenina!“? Gefühle in der Kunst
Referentin: Dr. Simone Neuber (Universität Heidelberg)
Datum: 02. Juni 2014, 8.15 – 9.45 Uhr
Ort: Universität Vechta, Raum Q 111